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Wachstumstreiber KI? Ja, aber nicht mit digitalen Peanuts!

Kolumne
Von IHK-Vizepräsident Philipp Gross

06.03.2019

Wie einst die Anwendung der Dampfmaschine, später die Einführung der Fließbandarbeit und schließlich die Automatisierung der Produktion hat auch die digitale Revolution das Potenzial, den Wohlstand unseres Landes auf eine neue Ebene zu heben. Das gilt insbesondere für die Künstliche Intelligenz (KI). KI-Technologien, wie maschinelles Lernen, ermöglichen selbstlernende, autonome digitale Systeme. Sie sind der elementare Kern von Industrie 4.0-Anwendungen – sei es auf dem Feld der Mensch-Maschine-Interaktion, der Digitalisierung der Produktion oder der Optimierung von Wartungsprozessen. KI-Anwendungen bilden aber auch die Basis für selbstfahrende Automobile sowie für  die Robotik. Kurzum: Wer bei dieser Technologien die Nase vorne hat, dem gehört die Zukunft.

Doch Deutschland spielt hier allenfalls im oberen Mittelfeld. Die Konkurrenz aus den USA und China ist gewaltig. Beide Nationen arbeiten mit enormen Ressourceneinsatz daran, KI-Supermächte zu werden. Der Handlungsdruck ist also hoch. Mehr noch: Er ist riesig. Es war daher höchste Zeit, dass die Bundesregierung im November letzten Jahres eine KI-Strategie vorlegte. Doch diese Initiative ist bei weitem nicht der große Wurf. Bis 2025 will der Bund insgesamt drei Milliarden Eurozur Förderung der deutschen KI-Kompetenz zur Verfügung stellen. Experten sprechen hier jedoch von „digitalen Peanuts“. Daran ändert auch nichts, dass hundert neue Professuren, ein nationales Forschungsnetzwerk aus zwölf Kompetenzzentren, Hilfe für Mittelständler, mehr Wagniskapital und ein europäischer Wissenschaftsverbund ebenfalls Bestandteil des Pakets sind. Abgesehen davon reicht es auch nicht, nur in der Grundlagenforschung spitze zu sein. Sondern wir müssen die PS auch auf die Straße bringen, d. h. in der Anwendungsorientierung besser werden. Es braucht deshalb Wissens- und Technologietransfer von den Hochschulen und Forschungsinstituten in die Unternehmen sowie mehr technologieorientierte Spin-offs.

Die Chancen des Saarlands, sich auf dem Feld der KI zu behaupten, stehen prima facie gut. Insbesondere das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und das CISPA Helmholtz-Zentrum begründen den Optimismus. Doch auch auf nationaler Ebene ist die Konkurrenz enorm. Dazu nur ein Blick nach Baden-Württemberg: In Tübingen haben sich die Universitäten Tübingen und Stuttgart, das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme sowie einige Großunternehmen, darunter Daimler, Porsche, Bosch, ZF und Amazon, zum „Cyber Valley“ zusammengeschlossen. Mit einem solchen Giganten kann das Saar Valley noch nicht mithalten. Es ist daher ein erster, wichtiger Schritt, dass sich Ministerpräsident Tobias Hans für die Einrichtung eines europäischen Forschungszentrums für KI in der Großregion stark macht. Eine solche Institution würde die Kompetenzen bündeln, die Schlagkraft erhöhen und die Attraktivität des Standorts in globaler Perspektive stärken.

Der Einsatz auf politischer Ebene allein wird aber nicht ausreichen. Stattdessen muss die Saarpolitik endlich für gute Standortbedingungen sorgen, damit mehr Unternehmen, Forschungseinrichtungen und vor allem international anerkannte und umworbene Forscher für Saarbrücken gewonnen werden können. Ebenso unerlässlich sind die zügige Einrichtung einer Internationalen Schule, die rasche Etablierung des Schulfachs Informatik sowie digitale Lehr- und Lernstrategien an unseren Schulen. Nur so hat das Saar Valley eine Chance, ein globales Zentrum für Künstliche Intelligenz zu werden.