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Saarland – Exportland - Gute Wachstumschancen dank starker Exportwirtschaft

Standpunkt
von Volker Giersch

01.01.2013

Der Export war im vergangenen Jahr erneut die entscheidende treibende Kraft der Saar-Konjunktur. Die Ausfuhren stiegen gegenüber dem Vorjahr um rund drei Prozent. Damit wurde der Exportrekord aus 2011 von 15 Milliarden Euro nochmals übertroffen. Dieses Ergebnis ist auch deshalb bemerkenswert, weil gleichzeitig durch die Eurokrise die Saar-Exporte in die südeuropäischen Länder kräftig eingebrochen sind: Italien, Portugal und Griechenland haben rund ein Drittel weniger Saar-Produkte gekauft als im Vorjahr. Für die gesamte Eurozone errechnet sich ein Minus von immerhin noch 14 Prozent.

Dass die Saar-Industrie einen solchen Einbruch mehr als wettgemacht hat,  liegt daran, dass sie inzwischen auch auf anderen Kontinenten – insbesondere in Amerika und Asien – gut im Markt liegt. Allein im laufenden Jahr konnte sie ihre Ausfuhren in die Wachstumsmärkte Asiens nochmals um gut ein Fünftel steigern. Stärker noch legten die Saar-Exporte in Richtung Amerika zu – mit einem Plus von immerhin 25 Prozent. In einer Zeit, in der der Welthandel in 2012 nur mäßig zulegte, sind diese Zuwächse mehr als beachtlich.

Insgesamt erwirtschaftet die Saar-Industrie inzwischen jeden zweiten Euro im Ausland. Mit einer Exportquote von rund 50 Prozent zählt das Saarland seit Jahren zu den exportstärksten Bundesländern – zusammen mit Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz. Rund ein Viertel der Saar-Exporte gehen inzwischen nach Amerika und Asien. Tendenz weiter steigend.

Viele indirekte Exporte


Die Exportquote zeichnet dabei nicht einmal ein vollständiges Bild; sie misst nur die Umsätze, die die Saar-Unternehmen direkt im Ausland machen. Nicht erfasst sind all jene Produkte, Systeme und Komponenten, die zunächst an andere Unternehmen in Deutschland geliefert werden, dort in Fahrzeuge, Maschinen oder Anlagen eingebaut werden und mit diesen ins Ausland gehen. Ein vortreffliches Beispiel dafür sind die in München, Stuttgart und Ingolstadt hergestellten Premium-Fahrzeuge, die überwiegend nach Amerika und Asien exportiert werden und einen hohen Anteil saarländischer Wertschöpfung enthalten. Beim 5er von BMW sind es je nach Ausstattung bis zu 50 Prozent. Einschließlich dieser indirekten Exporte ergibt sich nach Schätzung unserer IHK eine Exportquote von über 70 Prozent. Damit dürfte das Saarland an der Spitze aller Bundesländer liegen. Es zählt eindeutig zu den Gewinnern der Globalisierung.

Auch die weiteren Aussichten sind gut. Denn die Produkte der Saarindustrie werden auch künftig stark gefragt sein. Stahl, Maschinen, Automatisierungstechnik und Aggregate für den Fahrzeugbau sind dabei die Renner. Kurzum: Wir punkten mit deutscher Ingenieurskunst – mit High-Tech insbesondere aus der „old economy“. Das dürfte auch in Zukunft  so bleiben.

Dank ihrer Exportkraft wächst die Saarwirtschaft  dann besonders stark, wenn die Weltkonjunktur brummt. Für das nächste Jahr erwarten Experten ein weltweites Wachstum von rund 3,5 Prozent. Das ist nicht schlecht. Doch ist absehbar, dass wachstumsstärkere Jahre folgen werden. Wenn Europa seine Anpassungskrise überwunden hat, die Konjunktur in den USA weiter Fahrt aufnimmt und China wieder Wachstumsraten über acht Prozent erreicht, werden weltweit Raten von vier bis fünf Prozent möglich. Das Saarland wird dann – wie schon mehrmals seit der Jahrtausendwende - erneut zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen in Deutschland und Europa zählen.

Der Export treibt auch deshalb das Wachstum, weil die Impulse, die von dort  kommen, auf weite Teile der Saarwirtschaft abstrahlen – auf industrielle Zulieferer ebenso wie auf Handel, Handwerk und Dienstleister. Viele Unternehmen profitieren unmittelbar von Aufträgen, die sie aus der Exportwirtschaft erhalten, andere von den dort erwirtschafteten Einkommen. Umgekehrt gilt freilich auch: Die Leistungskraft der heimischen Zulieferer stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft.

Außenwirtschaftsförderung auf bisherigem Niveau fortsetzen

Mit Blick auf die mittelständische Wirtschaft gilt es, die Erschließung ausländischer Absatzmärkte weiter zu unterstützen. Die von der ZPT organisierten Markterkundungsreisen, Kooperationsbörsen und Messe-Gemeinschafts-ständen auf internationalen Messen haben nennenswert zu den bisher erzielten Erfolgen beigetragen. Allein an den Markterkundungsreisen haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 700 Unternehmen teilgenommen. Auf Gemeinschaftsständen haben rund 800 Unternehmen ausgestellt. Wirtschaftsminister Heiko Maas will die Außenwirtschaftsförderung trotz Finanznot auf dem bisherigen Niveau fortführen. Gut so: Denn die 750.000 Euro, die dafür jährlich zur Verfügung stehen, sind gut angelegtes Geld, das sich regionalwirtschaftlich rasch amortisiert.

Unsere IHK wird sich künftig noch stärker als bisher in der ZPT engagieren. Zugleich wird sie ihre eigenen komplementären Angebote ausweiten: mehr Informationsveranstaltungen und Exportseminare, ein erweitertes Online-Informationsangebot und Intensivberatung bei der Markterschließung in Nicht-EU-Ländern heißen die Stichworte. Natürlich bleibt das weltweite Netzwerk der Auslandshandelskammern mit ihrem umfangreichen Informations- und Dienstleistungsangebot ein Kernstück des IHK-Portfolios.

Standort attraktiv halten

Entscheidend dafür, dass wir auch künftig als Exportland punkten, ist freilich, dass das Land als Industriestandort wettbewerbsfähig bleibt. Folgende Handlungsfelder sind dabei von Bedeutung:
  1. Fachkräftesicherung: Die Industrie braucht auch in Zeiten des demografischen Wandels ein ausreichendes Angebot an qualifizierten Fachkräften und Hochschulabsolventen. Deshalb müssen wir die gemeinsame Strategie zur Fachkräftesicherung, auf die sich Landesregierung, Wirtschaftsorganisationen und Gewerkschaften verständigt haben, jetzt rasch mit Leben füllen. Im Hochschulbereich kommt es insbesondere auf eine weitere Stärkung der Ingenieurwissenschaften an. Gerade die Exportwirtschaft lebt von ihrer Spitzenstellung in der Ingenieurskunst. Da darf Ingenieurmangel nicht zur Wachstumsbremse werden.
  2. Zeitarbeit: Nötig ist überdies ein ausreichendes Angebot an Zeitarbeit, das es den Unternehmen ermöglicht, Nachfrageschwankungen flexibel abzufedern. Die Branche Zeitarbeit leidet jetzt schon unter den tariflich vereinbarten Lohnzuschlägen. Deshalb auch an dieser Stelle nochmals unser Appell: Keine weitere Regulierung der Zeitarbeit! Weder auf Bundesebene, noch auf Landesebene.
  3. Ertüchtigung des Kraftwerkparks: Strom muss bezahlbar und mit geringen Spannungsschwankungen verfügbar bleiben. Für die energieintensiven saarländischen Produktionsstätten zählt das zu den wichtigsten Standortfaktoren. Deshalb muss auf Bundesebene alles dafür getan werden, dass die Energiewende gelingt. Und deshalb müssen wir hier vor Ort die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Kraftwerkspark im Land rasch und nachhaltig ertüchtigt wird.
  4. Investitionen in die Verkehrsnetze: Die Wirtschaft braucht weiterhin ein leistungsfähiges Netz innersaarländischer und insbesondere auch überregionaler Verkehrswege. Der mit Abstand wichtigste Verkehrsträger bleibt dabei die Straße. Viele Bundesfernstraßen befinden sich derzeit in einem schlechten baulichen Zustand: Unzureichender Ausbau, fehlende Lückenschlüsse, Fahrbahn- und Brückenschäden beeinträchtigen den Verkehr. Was den Ausbau betrifft, sind der vier-streifige Ausbau der B 10 von Hinterweidenthal bis Landau und der Lückenschluss der A 8 zwischen Merzig-Wellingen und Schwemlingen von besonderer Bedeutung. Hier ist der Bund gefordert. Aber auch der Zustand des nachgelagerten Straßennetzes (Land- und Kreisstraßen) ist verbesserungsbedürftig. Für deren Erhalt und Ausbau sollten im Landeshaushalt ausreichende Mittel bereitgestellt werden.
  5. Aufhebung des Lkw-Nachtfahrverbots: Kontraproduktiv und schädlich für den Standort Saarland sind auch Nutzungsbeschränkungen wie etwa das LKW-Nachtfahrverbot auf der B 10. Durch erzwungene Umwege entstehen saarländischen Speditionen und ihren Kunden erhebliche Zeit- und Kostennachteile. Es wäre gut, wenn der saarländische Verkehrsminister bei seinen rheinland-pfälzischen Kollegen hier eine für die Saarwirtschaft zumutbare Lösung erreichen könnte.
  6. Gute Erreichbarkeit: Von Bedeutung für die Standortgunst ist überdies die gute Erreichbarkeit des Landes über Schiene und Luftverkehr. Dazu ist insbesondere die ICE-Strecke Paris-Saarbrücken-Frankfurt zu ertüchtigen, damit sie mit dem „Südast“ über Straßburg dauerhaft wettbewerbsfähig bleibt. Im Flugverkehr gilt es sicherzustellen, dass von Saarbrücken aus wichtige Destinationen wie Berlin, Hamburg und München weiterhin angeflogen werden.
  7. Schleusenbau: Die Stahlindustrie ist angewiesen auf den schnellstmöglichen Bau der zweiten Schleusenkammern und die Erneuerung der Schleusen auf der Mosel. Investitionen in die Schleusen entscheiden maßgeblich über die künftige Wettbewerbsposition der Saar-Hütten. Dass der Bund jetzt zumindest für die Schleuse in Trier die Mittel bereitstellt, ist ein erster Lichtblick.
All das und mehr sollte in den Masterplan Industrie einfließen, den Wirtschaftsminister Heiko Maas angekündigt hat. Wenn dann die Prioritäten im Landeshaushalt entsprechend gesetzt werden und die Bundesregierung das Ihre tut, den Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten, dann kann unser Land als Exportland weiter auf Erfolgskurs bleiben. Und das wiederum ist nötig, um den Landeshaushalt auch über die Einnahmenseite zu sanieren.